Sprachentwicklungsstörung (SES)

Sprachentwicklungsstörung (SES)

Bei Kindern mit einer Sprachentwicklungsstörung liegen bei normaler Intelligenz und unauffälligem Hörbefund simultan Auffälligkeiten in folgenden vier Bereichen vor.

Artikulation / Phonologie:  

Einzelne Laute oder Lautverbindungen werden oft fehlgebildet, ausgelassen oder ersetzt. Teilweise werden Wörter so sehr verändert, dass das Kind völlig unverständlich spricht.

Grammatik:

Die Grammatik des Kindes ist ebenfalls nicht normgerecht. Die Wortstellung im Satz entspricht nicht der Norm der deutschen Sprache („Morgen essen ich.“), die Sätze sind unvollständig, es kommt zur Auslassung von Satzteilen und Wörtern. Ebenso kann die Übereinstimmung von Subjekt und Verb auffällig sein: „ich essen“, „du macht“ oder das Kind zeigt Schwierigkeiten beim Erwerb der Präpositionen (auf, unter, neben, bei, in, im).

Wortschatz:

Der kindliche Wortschatz für Substantive, Verben und Adjektive ist undifferenziert und eingeschränkt. Das Kind verwendet hinweisende Ausdrücke wie „das da“ oder „der da“ anstelle des korrekten Begriffs. Ein eingeschränkter Wortschatz zeigt sich auch, indem das Kind beim Wortabruf am richtigen Begriff „vorbeigreift“. Beispiele hierfür sind: „Wand“ anstelle von „Decke“ oder „Topf“ anstatt „Eimer“. Auf Verbebene verwendet das Kind bevorzugt „machen“ oder „tun“ und nicht das treffende Verb.

Sprachverständnis:

Auch das Verstehen der Sprache ist auffällig, die Kinder können nur erschwert Vorstellungen von den Dingen aufbauen. So fällt es dem sprachauffälligen Kind schwer zu verstehen, dass wir alleine mit dem Begriff „Wasser“ das Wasser im Fluss, im See, im Meer aber auch das Wasser in der Flasche, aus dem Wasserhahn und den Regen, der vom Himmel fällt, bezeichnen.

Kinder mit Sprachverständnisstörungen orientieren sich bevorzugt an der Kommunikationssituation und / oder am Gesichtsausdruck des Kommunikationspartners und fallen häufig durch eine vorschnelle Antwort mit „ja“ auf.

Missverständnisse im Alltag sind selbstverständlich vorprogrammiert. Häufig gelten Kinder mit Auffälligkeiten im Sprachverständnis als unaufmerksam oder unfolgsam.

Zusammengefasst bleiben bei Kindern mit einer schweren Sprachentwicklungsstörung auf sekundärer Ebene Verhaltensauffälligkeiten meist nicht aus. Sich eingeschränkt oder nicht ausdrücken können, nicht verstanden werden und gleichzeitig nur bedingt verstehen können, schafft Störungsbewusstsein. Erschwerend kommt hinzu, dass unsere Kinder Lernschwierigkeiten aufzeigen, denn es folgt das Matthäus-Prinzip, welches besagt: „Wer da hat, dem wird gegeben. Wer da nicht hat, dem wird genommen!“